Vortrag "Soldaten Gottes: Die Jesuiten" - HGV Bürgstadt

Direkt zum Seiteninhalt

Vortrag "Soldaten Gottes: Die Jesuiten"

Berichte > 2024
Jesuiten - die Soldaten Gottes
Im Rahmen des Jubiläumsjahres „40 Jahre HGV Bürgstadt“ hielt Pfarrer Jan Kölbel am Sonntag, 3. März 2024 um 19:00 Uhr im Foyer der Mittelmühle einen Vortrag zu diesem Thema.
In der Martinskapelle in Bürgstadt fällt dem Betrachter am Hochaltar das IHS-Emblem mit dem Kreuz und den drei Nägeln besonders ins Auge. Auch die Jesuiten haben dieses Symbol in Ihrem Wappen, welches zusätzlich von einem Strahlenkranz umgeben ist. Aufgrund dieser Übereinstimmung drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob die Jesuiten in unserer Region tätig waren und einen Bezug zu Bürgstadt und der Martinskapelle hatten. Der profunde Geschichtskenner Pfarrer Jan Kölbel hat sich dieser Frage angenommen und beim Heimat- und Geschichtsverein in der Bürgstadter Mittelmühle einen umfangreichen Vortrag über die Jesuiten gehalten.  
Der Referent ging zunächst auf den Ordensgründer Ignatius von Loyola ein, der in seiner Jugend ein eher ausschweifendes Leben praktizierte und erst durch eine Kriegsverletzung in Kontakt mit der christlichen Literatur kam und daraufhin sein Leben grundlegend geändert hatte.
Nun ging Pfarrer Kölbel auf die Geschichte des Ordens der Jesuiten ein, die auch „Soldaten Gottes“ genannt wurden. Diesen Titel erhielten sie, da ihre straffe Hierarchie an militärische Rangfolgen angelehnt war. Während seines Studiums in Paris formte Ignatius von Loyola einen kleinen Freundeskreis. 1538 ging die Gruppe nach Rom, um dem Papst ihre Dienste für die katholische Erneuerung anzubieten. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 27. September 1540 durch Papst Paul III. 1541 wurde Ignatius zum ersten Generaloberen der Gemeinschaft gewählt.
Im Unterschied zu anderen kirchlichen Ordern tragen die Ordensmitglieder weder Ordenskleidung, wie einen Habit, noch haben sie regelmäßige gemeinsame Chorgebetszeiten. Sie leben nicht in Klöstern, sondern in Kommunitäten ohne Klausur zusammen. Grundlage ihrer Ausbildung ist meist nicht nur ein Theologiestudium, sondern auch ein gleichwertiges Zweitstudium beispielsweise in Naturwissenschaften.
In einem dritten Abschnitt ging Pfarrer Kölbel auf den heimatgeschichtlichen Aspekt ein. Der Jesuitenorden war über 150 Jahre in unserer Region präsent. Schon sehr früh begannen die Jesuiten auch ihre Erziehungstätigkeit, gründeten Internate, bekleideten Professorenstellen und leiteten Priesterseminare - so auch in Würzburg.
Der Mainzer Erzbischof Johann Schweikhard von Cronberg wollte für seine Nebenresidenz Aschaffenburg eine Jesuitenniederlassung installieren. Bereits 1595 wurde das Klostergut noch von seinem Vorgänger für die Versorgung der Jesuiten bestimmt. Bis zum Aufzug der Jesuiten in Aschaffenburg vergingen allerdings noch 17 Jahre. Offiziell übertragen wurde dem Jesuitenkolleg Aschaffenburg das Kloster Himmelthal mit allen Herrschaften und Rechten mit Urkunde vom 08. März 1626. Bis zur Aufhebung des Ordens 1773 waren die Jesuiten nun die Herren von Himmelthal. Unter ihrer Regie wurde das Kloster so grundlegend erneuert und umgebaut, dass vom mittelalterlichen Bau so gut wie nichts mehr erhalten geblieben ist. 1753 haben sie die Klosterkirche St. Sebastian im barocken Stil neu erbauen lassen.
Die Jesuiten haben sich schwerpunktmäßig mit der Erziehung von Kindern aus der gehobenen gesellschaftlichen Schicht befasst und weniger mit der allgemeinen Seelsorge in der Region.
Abschließend kam Kölbel dann wieder auf die Eingangsfrage zurück, die er mit einem klaren Nein beantwortete. Das auch in Bürgstadt häufig anzutreffende Christusmonogramm IHS ist kein Verweis auf jesuitische Umtriebe, sondern einfach ein verbreitetes Zeichen für Christus. Es ist tatsächlich schon sehr alt und wurde von den frühen christlichen Gemeinden verwendet. Es diente auch als Erkennungszeichen während der Zeit der Christenverfolgung. Die Verwendung des IHS-Emblems durch die Jesuiten mit zusätzlichem Strahlenkranz begann erst mit der Gründung des Ordens durch Ignatius von Loyola im Jahr 1540.
Die zirka 60 Vortragsbesucher honorierten diesen von Jan Kölbel sehr anschaulich dargebrachten und gut strukturierten Vortrag mit einem kräftigen Applaus.
Vorsitzender Bernhard Stolz bedankte sich bei dem Referenten mit einem Weinpräsent und wies abschließend noch auf den zu diesem Vortrag passenden Frühjahrsausflug am Sonntag, dem 21. April 2024 in das „Kloster Himmelthal“ hin. Abfahrt ist um 13 Uhr ab dem Parkplatz Mittelmühle in Fahrgemeinschaften. Um Voranmeldung wird gebeten.
Peter Fürst
Letzte Änderung: 21.04.2024
Zurück zum Seiteninhalt