Post im 20. Jh. - HGV Bürgstadt

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Post im 20. Jh.

Geschichtliches > Dienstleistungen > Post in Bürgstadt

Am 4.5.1900 teilt das Kgl. Oberpostamt Wbg. mit, daß ab 1.4. des lfd. Jahres die Bestätigung der Anwesenheit des Postboten durch den Bürgermeister wegfällt. Die Postboten brauchen sich also nur dann zum Bürgermeister zu begeben, wenn Sendungen für denselben zur Bestellung vorliegen.

Im Oktober 1900 kam eine öffentliche Telefonstelle hinzu, die Verbindungen mit Miltenberg, Klingenberg, Obernburg, Aschaffenburg und Würzburg ermöglichte.
Im Jahre 1901 wurde ein zweiter Briefkasten erforderlich, der ans Haus von Maurermeister Frosch kam. Bisher war nur einer am Haus der Poststelle.

Im Mai 1906 wurde die Eisenbahnlinie Miltenberg - Stadtprozelten dem Verkehr übergeben. Infolgedessen erhöhte man die Postzustellung in Bürgstadt auf dreimal an den Werktagen. Die Pferdeomnibus-Verbindung,  Miltenberg - Wertheim kam in Wegfall. Da aber die Gänge zur Bahnhaltestelle mit dem Kahn ausgeführt werden mußten und sich, bei höherem Wasserstand und Eisgang oft sehr schwierig gestalteten, wurden die Verbindungsgänge zur Bahnstation eingestellt und für die Werktage drei Verbingungsgänge zwischen der Postagentur Bürgstadt und dem Postamt Miltenberg vereinbart. Erst nach Einrichtung des Fährbetriebes im November 1907 wurde der frühere Zustand der Postversorgung wieder hergestellt.

In einer Übersicht der Landpostkurse der Bezirke der K. Oberpostdirektion Würzburg von 1907 ist der Fahrplan für unseren Bereich um Miltenberg abgedruckt. Dort ist vermerkt, daß zwischen Bürgstadt und Miltenberg eine Fußbotenverbindung bestandt, die zu folgenden Zeiten durchgeführt wurde:
735 1235 515 ab Bürgstadt (Ufr)      an 835 335 815
8
00 100 540 an Miltenberg 1 Stadt   ab 810 310 750

Der Pächter der Mainfähre erhielt für das Übersetzen des Postboten eine jährliche Pauschale.




Nach dem Tod der Postagentin Luise Steidel im Jahre 1913 wurde die Postagentur Bürgstadt der Stationsmeisterswitwe, Katharina Schatz aus Haßfurt verliehen. Die Agenturräume verlegte man in das Haus von Schreinermeister Hench in der Hauptstraße,  im Jahr 1919 ins Anwesen von Rudolf Zeuner (Haus-Nr. 62 1/2). Von April 1919 an wurde die bisher der Oberpostdirektion unmittelbar unterstellte Postagentur Bürgstadt hinsichtlich des Dienstbetriebs und der Abrechnung dem Postamt Miltenberg unterstellt (bis 1923). 1921 starb Frau Schatz.




Nachfolger wurde der Kriegsbeschädigte Ivo Helmstetter,  der vorher Postagent in Fechenbach gewesen war.

Die Entschädigung für Dienstunkosten des Bürgstadter Postagenten betrug ab 1. Oktober 1923 pro Jahr 72 Milliarden Mark. Mit der Umstellung der Währung auf Goldmark wurde die Entschädigung dann auf jährlich 48 Goldmark festgesetzt.
Dazu kam übrigens noch die jährliche Agenturvergütung und eine jährliche Sonderzulage.





1929 errichtete Postagent Ivo Helmstetter Im Mühlweg Nr. 148 1/2 einen Wohnungsneubau, in dem dann im September gleichen Jahres auch die Postdiensträume untergebracht wurden.  Vom gleichen Zeitpunkt ab wurde die Postagentur Bürgstadt wieder dem Postamt Miltenberg unterstellt.

Interessant ist ein Blick auf den Dienstplan des Postboten August Müller im Jahre 1934:

Von 8.15 bis 8.40 Uhr den 1. Verbindungsgang mit Handwagen nach Miltenberg (1,7 Kilometer),
von 8.50 bis 10 Uhr Bahnhofsdienst in Miltenberg,
von 10 Uhr bis 10.25 Uhr Verbindungsgang mit Handwagen nach Bürgstadt,
von 11.40 bis 14.35 Uhr Ortsbrief- und Paketzustellung in Bürgstadt,
von 17.15 bis 17.40 Uhr den 2. Verbindungsgang mit Handwagen nach Miltenberg,
von 19 bis19.25 Uhr Verbindungsgang nach Bürgstadt.
Sonntags hatte der Postbote frei. Seine  Wochendienstleistung  betrug  51 Stunden.
Der Postagent hatte am Sonntag einen Verbindungsgang nach Miltenberg und die Ortsbriefzustellung in Bürgstadt vorzunehmen. Im Mai 1938 wurde der gesamte Zustelldienst dem Postagenten übertragen. im März 1939 aber schon wieder von einem Posthalter (Max Baumann) übernommen.

Vom 1. April 1939 fielen die Bezeichnungen Postagentur und Postagent weg. Bürgstadt wurde eine Poststelle I und lvo Helmstetter führte nun die Dienstbezeichnung Posthalter I.
Ivo Helmstetter, der seit 1919 ununterbrochen im Postdienst stand, trat mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit am 1. Juli 1954 in den wohlverdienten Ruhestand. Nur dreißig Tage lebte er noch.

Die Poststelle Bürgstadt wurde auf Grund ihres großen Verkehrsumfangs vom 1. Juli 1954 in ein Zweigpostamt umgewandelt. Die Leitung erhielt Postschaffner Johann Jäger. Der Briefzustelldienst, die Kastenleerung, der Stempeldienst, der Ladendienst und der Botengang an Sonntagen nach Miltenberg oblag dem Postschaffner Willy Kohn. Die Ortspaketzustellung versah Postfacharbeiter Max Baumann. die Rentenauszahlung Frau Susanne Helmstetter (später Frau Anna Francke). Max Baumann schied am 31. August 1957 Wegen Invalidität aus dem Postdienst aus. An seine Stelle trat Postfacharbeiter Josef Schäffer aus Bürgstadt.


Infolge der erheblichen Arbeitsmehrung auf Grund der großen Zunahme von Neubauten in den Außenbezirken Bürgstadts erfolgte 1959 eine Neuordnung des Postzustelldienstes. Wurde so für den Dienstablauf eine gewisse Stetigkeit erreicht, so war doch noch die Frage der räumlichen Unterbringung des Postamtes Bürgstadt, das sich immer noch in den längst nicht mehr genügenden Räumen der früheren Poststelle befand, zu lösen. Sieben Jahre hindurch liefen die schwierigsten Versuche und Verhandlungen, bis endlich für die Post ein neues Heim mietweise im Anwesen der Famlie Baumann im Mühlweg gefunden werden konnte. Dort wurde der Betrieb am Sonntag, den 29.10.1961 aufgenommen.
Im Anwesen Baumann in der Mühlgasse war der Postbetrieb bis zum 25.4.1998 untergebracht.

Ab 27.4.1998 wurde die Postfiliale in die Hauptstraße Nr. 15 verlegt, in das Haus, in dem die Postfiliale bis 1919 bereits einmal war. Der Standbriefkasten vom Mühlweg wird an die Raiffeisenbank versetzt und der bisherige kleine Briefkasten der an der Raiffeisenbank stand, in die Stettiner Straße umgesetzt.        


Betreut wird die Postfiliale erstmals von einer privaten Agentur. Die Poststelle wird bis 31.8.2011 von der Familie Albrecht Platz zusammen mit einer Lotto-Annahmestelle betrieben. Ab 1.9.2011 wird die Postfiliale vom Schreibwarengeschäft Haubenreich-Dan in der Freudenbergerstr. 12 übernommen.
Damit ist die Post wieder in dem Haus untergebracht, in dem die Post im Jahre 1880 in Bürgstadt begann.




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© Thomas Hofmann,
verfasst im Dezember 2008
und ergänzt im Juli 2011.


Letzte Änderung: 22.03.2024
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